FORUM: Internetzeitschrift des Landesverbandes für Kinder
in Adoptiv und Pflegefamilien S-H e.V. (KiAP) und der Arbeitsge-
meinschaft für Sozialberatung und Psychotherapie (AGSP)


 

Rezension / Jahrgang 2004

 

 

Frank M. Lachmann

Aggression verstehen und verändern

Psychotherapeutischer Umgang
 mit destruktiven Selbstzuständen

Pfeiffer bei Klett-Cotta, 2004

(287 Seiten, 26 Euro)

 


Frank M. Lachmann ist Professor am Postgraduate Center for Mental Health in New York und einer der einflußreichsten amerikanischen Psychoanalytiker.

Die Hauptüberschriften des Inhaltsverzeichnis deuten schon auf eine mehr reflektierende als systematische Darstellungsweise:
Vorwort
1. Die Selbstpsychologie schlägt zurück
2. Das aggressive Kleinkind und der wütende Erwachsene
3. Die Perspektive der Theorie der motivationalen Systeme
4. Zustandstransformationen in der psychoanalytischen Behandlung
5. Zustandsveränderungen und Trauma
6. Zustandsveränderungen durch Kreativität
7. Die Transformation von reaktiver Aggression in eruptive Aggression
8. Es ist besser, Angst zu erregen, als Mitleid zu wecken
9. Empathie, die wütend macht
10. Ein Requiem für die Gegenübertragung
11. Eine systemtheoretische Perspektive
12. Die Selbstpsychologie und die Spielarten der Aggression
Literatur

Im Vorwort erläutert der Autor diesen Aufbau seines Werkes:
     "Was bedeutet es für die psychoanalytische Behandlung, wenn man die Aggression als Reaktion auf Bedrohungen, Versagungen und Verletzungen des Stolzes und des Selbstwertgefühls betrachtet? Im 1. Kapitel stelle ich die selbstpsychologischen Begriffe vor, die für eine Diskussion der Aggression relevant sind, und unterscheide zwischen jenen Einwänden gegen die Selbstpsychologie, die auf einem grundlegend anderen theoretischen Modell beruhen, und solchen Einwänden, mit denen sich die Selbstpsychologen meiner Meinung nach sorgfältig auseinander setzen sollten. Um die entwicklungspsychologischen und klinischen Implikationen der Auffassung, dass die Aggression primär ist und einen Trieb darstellt, und der Auffassung, dass sie ein sekundäres Phänomen darstellt und reaktiv ist, zu untersuchen, erläutere ich im 2. Kapitel zwei sehr unterschiedliche Beschreibungen von Kleinkindern. In einem Fall wird die angeborene Aggression betont, während die zweite Beschreibung einem systemtheoretischen Ansatz folgt und die Bedeutung der Selbst- und der interaktiven Regulationen für die Entwicklung aggressiver Reaktionen berücksichtigt. Im Anschluss daran beschreibe ich die Behandlung eines erwachsenen Patienten und illustriere die klinische Anwendung der Konstrukte der Selbst- und der interaktiven Regulation in der Arbeit mit einem wütenden Erwachsenen.
     Im 3. Kapitel stelle ich ein um die Theorie der motivationalen Systeme ergänztes und erweitertes selbstpsychologisches Modell der Psyche vor. Die Behandlung eines Patienten, der zwischen Wutanfällen und beängstigenden Zweifeln an seiner Fähigkeit, für sich selbst sorgen zu können, schwankte, illustriert die Relevanz eines solchen Modells für den klinischen Umgang mit Aggression und Selbstbehauptung. In dieser Analyse wurden Aggressionsausbrüche durch Deutungen mit dem Kontext in Verbindung gebracht, der an ihrer Organisation beteiligt war. Der Bezugsrahmen der Motivationssysteme wird beschrieben und durch die Konstruktion von Modellszenen, die Analytiker und Patient gemeinsam formulieren, erweitert. In den mittleren Kapiteln dieses Buches untersuche ich, wie die reaktive Aggression transformiert werden kann. Zu diesem Zweck erläutere ich das Konzept der Transformation von Selbstzuständen und beschreibe zwei Richtungen, die diese Transformationen einschlagen können. Sie vollziehen sich während des ganzen Lebens und können durch psychoanalytische Interventionen herbeigeführt werden. Transformationen werden aber auch durch körperliche und emotionale Deprivation ausgelöst, durch Misshandlung, Missbrauch und durch mannigfaltige Erfahrungen, die die Entwicklung behindern. Zu den Selbstzuständen zählen Affekte und Kognition ebenso wie Beiträge aus körperlichen und physiologischen Quellen. So kann ein Trauma die Erwartung, auf eine vernünftige, responsive oder bewundernde Umwelt zu treffen, in starre Selbstzustände transformieren, die durch angstvoIle Erwartungen, durch Reizbarkeit und durch eine massive Tendenz zu Wutäußerungen geprägt sind.
     Eine zentrale Rolle für die These dieses Buches spielt die Frage: Kann Aggression, selbst wenn sie als Reaktion auf eine Bedrohung, Verletzung oder Frustration verstanden wird, den Anschein erwecken, als sei sie angeboren, unabhängig von erkennbaren Provokationen oder, wie ich es nennen werde, eruptiv? Meine Antwort lautet: Ja! Dies ist mein Ausgangspunkt für eine Neubetrachtung der klinischen Theorie der Selbstpsychologie und eine Darstellung der damit verbundenen Behandlungsimplikationen. Ich untersuche die Transformation von reaktiver in eruptive Aggression am Beispiel gewalttätiger Männer. Als Grundlage dienen mir sowohl klinische als auch nichtklinische Quellen. Zu letzteren zählen die Dramen, eine Biographie und die Autobiographie Henrik Ibsens sowie die Lebensbeschreibungen mehrerer Serienmörder. In beiden Fällen benutze ich Illustrationen extremer Äußerungsformen der Aggression.
     Wie hilfreich es ist, die Wutreaktion eines Patienten in den Kontext einzuordnen, in dem sie ausgelöst wird, zeige ich in diesem Buch an zahlreichen klinischen Beispielen. Aber ich werde diese Formulierung auch in Frage stellen, indem ich die Analyse einer Patientin schildere, die sich von mir keineswegs besser verstanden fühlte und ihr eigenes Erleben auch selbst nicht besser verstehen konnte, wenn ich ihre Wutausbrüche mit den Kontexten, in denen sie narzisstische Kränkungen erlitten hatte, oder mit ihren historischen Vorläufern verband. Stattdessen wurde sie auf mich wütend, wenn ich diese Zusammenhänge herstellte. Diese Patientin empfand die Reaktivität, die in meinen kontexterzeugenden Interventionen enthalten war, als eine weitere Kränkung, die ihre Verachtung und ihr Misstrauen mir gegenüber verstärkte. Ich gebe den Briefwechsel wieder, den ich mit einem Analytiker der britischen Unabhängigen Gruppe geführt habe, um ihre paradoxe Reaktion zu untersuchen.
     Das Abrücken von einer konfrontierenden Haltung und ihren iatrogenen Folgen hat, wie ich glaube, eine Vernachlässigung des belebenden und selbstbestätigenden Potenzials der Wut zur Folge gehabt. Deshalb werde ich zu erklären versuchen, weshalb es unter Umständen notwendig sein kann, mörderische Wut als eine Quelle des Stolzes und als Heilmittel für Scham und Depression anzuerkennen, das den Menschen in seinem Integritätsgefühl bestätigt. Im Anschluss daran wende ich mich im 10. Kapitel noch einmal der leidlichen Frage von Gegenübertragung und projektiver Identifizierung zu und erläutere im 11. Kapitel, weshalb man diese Konzepte durch eine systemtheoretische Perspektive ersetzen sollte. Im letzten Kapitel versuche ich, die Selbstpsychologie, meine theoretischen und klinischen Modifizierungen und die Implikationen dieses Modells für die Behandlung der unterschiedlichen Spielarten der Aggression zu integrieren." (S. 14 - 16)

Das Buch enthält also viel mehr als eine Auseinandersetzung mit Aggressionsproblemen. Es geht um die Verteidigung und Erweiterung der von Heinz Kohut begründeten Selbstpsychologie, um die diagnostische Bedeutung der Empathie und Introspektion des Therapeuten (eigentlich eine Erkenntnisform des mystisch-magischen Erkenntnisweges), um die transformatorische Kraft sogenannter Modellszenen (erinnerte und /oder phantasierte Schlüsselereignisse), um die Ersetzung der klassischen Trieblehre durch fünf Motivationssysteme, um die Überführung der Gegenübertragung und der projektiven Identifizierung in ein systemtheoretisches Interaktionskonzept, um die Wirksamkeit prozeduraler Fähigkeiten des Analytikers wie Spontaneität, Geistesgegenwart, Flexibilität und Humor.

Im letzten Kapitel faßt Lachmann zusammen, was alle diese Erörterungen für seine Analyse der reaktiven und eruptiven Aggression gebracht haben:
     "Neben der Darlegung eines analytischen Ansatzes, der die analytische Flexibilität ganz allgemein verbessern hilft, habe ich speziell die Behandlung von Patienten diskutiert, deren Psychopathologie durch mannigfaltige Aggressionsäußerungen charakterisiert war. Ich habe das Konzept der reaktiven Aggression untersucht, das als Zielscheibe für die massive Kritik gedient hat, die Anhänger anderer psychoanalytischer Schulen an der Selbstpsychologie übten. Ich habe kritisch untersucht, wie die Phänomene der Aggression unter anderen, nichtselbstpsychologischen Blickwinkeln beschrieben werden. Es gibt Situationen, in denen Aggression, um noch einmal Anna Freuds Worte zu wiederholen, "ganz ohne Grund« auftaucht. Sie erfordern eine Perspektive, die die Transformation von reaktiver Aggression in eruptive, vulkanartig hervorbrechende Aggression zu erklären vermag.
     Als zentrales Behandlungshindernis erwies sich in Claras Analyse ihr Misstrauen gegenüber der verbalen Kommunikation, insbesondere gegenüber allem, was ich zu ihr sagte. .... Claras Behandlung war von ihrem Bedürfnis beherrscht, meine Zuverlässigkeit immer wieder durch ihr Agieren zu testen. Würde ich unnachgiebig an meinen eigenen Vorstellungen festhalten, statt mich ihren Anliegen zuzuwenden? Clara musste sich vergewissern, dass ihr kein weiterer Selbstbetrug drohte. Zu den wenigen eigenen Gefühlen, auf die sie sich verlassen konnte, zählten ihre Wut, Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit. .....
     Bei den Patienten, die wir behandeln, bleiben die Manifestationen eruptiver Aggression in Grenzen, die sie der Empathie und Introspektion zugänglich machen. Was jedoch in eingeschränkter Form in Claras Psychologie deutlich wurde, ist, so glaube ich, bei manchen Mördern und einigen Serienmördern weit massiver ausgeprägt und dient als Grundlage der eruptiven Aggression. Man kann die Biographien und die Entwicklung, die diese Männer zu Mördern werden ließ, unter dem Aspekt einer begrenzten Fähigkeit zur verbalen und affektiven Kommunikation verstehen .... Ihre Entwicklung war bereits in ihren ersten Lebensjahren durch Traumatisierungen geprägt. Möglichkeiten für dauerhafte Selbstobjekt-Bindungen wurden rasch zerschlagen, so dass sich Selbstzustände organisierten, die ganz im Zeichen panischer Angst, Wut und Hoffnungslosigkeit standen und sich verfestigten. Am wichtigsten aber ist die Tatsache, dass die verfügbaren Biographien immer wieder berichten, dass ihre frühe Umwelt auf Signale, die ihre Notlage zu erkennen gaben, nicht reagierte. ....
     Unter diesen Umständen wird Aggression eruptiv. Der Kontext, in dem sie sich entwickelt hat und keine Beachtung fand, wird irrelevant. Infolgedessen erfolgten die Serienmorde ohne einen Kontext und wirken wie körperlose, isolierte und dissoziierte Akte. Diese Morde scheinen aus dem Nichts zu kommen. ....
     Wenn sich eruptive Aggression in der psychoanalytischen Behandlung als ein markantes Merkmal im Repertoire des Patienten erweist, so wie es in Claras Analyse jahrelang der Fall war, hat es für den Patienten unter Umständen keinerlei Bedeutung, sie in einen Kontext einzuordnen. Durch die Analytiker-Patient-Interaktionen aber kann ein bedeutsamer Kontext in der Therapie ko-konstruiert werden. ....
     Der Analytiker, der das subjektive Erleben von Aggression untersucht, muss seine Theorie über den Entwicklungsursprung der Aggression in einem 'Blind Trust' deponieren. .... Das Material, das ich in meiner Diskussion der eruptiven Aggression von Mördern und Serienmördern vorgestellt habe, lässt darauf schließen, dass Entweder-oder-Formulierungen der Komplexität, die der Frage nach dem Ursprung der Aggression zu eigen ist, nicht gerecht werden. Das heißt, eine durch Misshandlung, Missbrauch und Deprivation geprägte Umwelt reicht, für sich allein genommen, ebenso wenig aus, einen Menschen zum Mörder zu machen, wie eine neurologische Disposition.
     Wenn die Rolle der eruptiven Aggression das Leben und die Behandlung eines Menschen beherrscht, stehen Analytiker vor einer besonderen Herausforderung. Auch wenn die unterschiedlichen Theorien eine solche Pathologie auf je unterschiedliche Weise zu erklären versuchen, ist es doch immer die Person des Analytikers, die mit den Schwierigkeiten konfrontiert ist. Diese Patienten stellen seine Fähigkeiten, seine Integrität, Sensibilität, sein Engagement, seine Intelligenz, Stabilität, affektive Einstimmung, sein Empathievermögen und seine Beziehungsfähigkeit auf eine harte Probe, weil zwischen ihren Aggressionsausbrüchen und den  vergangenen wie gegenwärtigen  Bedingungen, unter denen sie erfolgen, eine ungeheure Distanz besteht. ....
     Wenn die Rolle der eruptiven Aggression das Leben und die Behandlung eines Patienten beherrscht, taucht für mich noch eine weitere Frage auf: Wie wirkt sich dieses Verständnis der eruptiven Aggression auf das selbstpsychologische Menschenbild aus?
     Kohut (1984) hat das Menschenbild, das in Freuds Theorie impliziert ist, als den »schuldigen Menschen« beschrieben und das seiner eigenen Theorie als den »tragischen Menschen«. Damit rückte er die beiden Menschenbilder und folglich auch ihre beiden Aggressionstheorien in sehr unterschiedliche Perspektiven. Nach Kohut muss Freuds Mensch mit seiner Aggressionsneigung kämpfen und aufgrund dessen mit Schuldgefühlen, die seine mörderischen (ödipalen) Wünsche in ihm wecken. Kohuts Mensch hingegen reagiert darauf, dass phasenadäquate lebenswichtige Bedürfnisse, Selbstobjekt-Bedürfnisse, nicht befriedigt werden.
     Der tragische Mensch ist eigentlich ein narzisstisches, unter einem empathischen Blickwinkel verstandenes Individuum. Um den Narzissmus des tragischen Menschen zu verstehen, können wir in unsere Empathie die Verletzungen, Kränkungen, die versagte Anerkennung, die zerschlagenen Hoffnungen und all die Enttäuschungen einbeziehen, die sein tägliches Brot sind. Diese Gefühle können wir mehr oder weniger auch in uns selbst wahrnehmen.
     In meinen klinischen Illustrationen habe ich mich in Kohuts Menschen bis an die Grenzen meiner Möglichkeiten einzufühlen versucht, um die Erfahrungen einer anderen Person durch Empathie und Introspektion zu verstehen. Ich kann die Varianten der Wut, Verachtung oder Feindseligkeit, die meine Patienten mir, anderen und sich selbst gegenüber zum Ausdruck brachten, verstehen. Ich kann meine Empathie so sehr erweitern, dass ich Mordlust nachvollziehen und sogar den Vietnam-Veteranen verstehen kann, der einen Orgasmus bekam, wenn er Vietcongs umbrachte. .... Wie verhält es sich mit den Serienmördern, die ihnen unbekannte Opfer heimlich beobachteten, sie töteten und verstümmelten? Die schreckliche Kindheit, die einige, aber keineswegs alle der von mir beschriebenen Serienmörder hinter sich hatten, ruft unser Entsetzen hervor, während wir zugleich Mitleid mit den Opfern empfinden. Aber diese Biographien vermögen die Morde weder zu erklären noch in einen Kontext einzuordnen, in den wir uns einfühlen könnten, um die Art ihres Erlebens nachzuvollziehen. ....
     Denken wir noch einmal an Shakespeares Othello zurück. Othello ist ein tragischer Charakter. Sein Niedergang, seine kompromittierte Menschlichkeit, wecken unser Mitleid und unsere Sympathie. Wir können nachempfinden, wie er zu Jagos Opfer wurde, weil wir ähnliche Erfahrungen in milderer Form selbst gemacht haben. Aber wie verhält es sich mit Jago? Was ist er? Sicher keine tragische Gestalt, aber auch kein schuldiger Mensch. Wenn wir ihn zum Beispiel als einen "bösen« Menschen charakterisieren, haben wir die Perspektive verlassen, in der wir den menschlichen Charakter aus der Subjektivität des Individuums heraus zu erfassen versuchen, und statt dessen ein moralisches Urteil über sein Verhalten gefällt. Wir bewegen uns auf einer anderen Diskursebene, auf der die Empathie nichts auszurichten vermag, und können bestenfalls unsere Wahrnehmungen beschreiben.
     Serienmörder suchen in der Welt, die sie umgibt, verzweifelt nach irgendeinem Halt. Einige von ihnen führen nach außen hin ein scheinbar normales, unauffälliges Leben. Charakteristisch ist auch das stereotype Muster, nach dem sie morden. .... Immer wieder versuchen sie, sich einem Kontext anzunähern, der ihre Erfahrungen 'containen' und die Leere und das Chaos in ihrer subjektiven Welt unter Kontrolle bringen könnte. Jenseits des tragischen Menschen ist das Leben kontextfrei. Aggression wird unter diesen Umständen eruptiv, und unsere Empathiefähigkeit versagt.
     Ich habe aus diesen Forschungen zwei Überzeugungen mitgenommen: (1) die Gefährdung des Primats des Selbsterlebens löst Aggression (und/oder Rückzug) aus; und (2) der reaktive Charakter der Aggression definiert nicht den Stellenwert, den sie im Leben eines Menschen besitzt. Reaktive Aggression kann in eruptive Aggression transformiert werden; dieses Phänomen war bei einigen der von mir beschriebenen Patienten zu beobachten, tritt aber in besonders drastischer Form bei jenen Menschen zutage, deren frühe Lebensjahre durch körperliche und emotionale Traumatisierung, durch Missbrauch, Vernachlässigung und infolge des Ausbleibens jeglicher Reaktion auf Signale geprägt waren, die zu erkennen gaben, daß etwas im Argen lag.
     Nachdem ich den Stellenwert der Aggression als Reaktion auf verschiedenartige negative Erfahrungen skizziert und Aggressionsvarianten beschrieben habe, die mit Kontexten zusammenhängen, in sie eingeordnet sind oder aus ihnen herausgelöst wurden und der Empathie und Introspektion mehr oder weniger gut zugänglich sind, habe ich mich entschieden, auf dem Schauplatz der klinischen Psychoanalyse zu bleiben. Statt zu versuchen, Fragen über das Wesen der Aggression zu klären, habe ich mich bemüht, den irritierenden Ort zu beschreiben, den die Aggression in der psychoanalytischen Behandlung einnimmt."
(S. 267 - 273)

Ich hatte das Pech, diesen letzten Satz zuletzt zu lesen. Hätte ich ihn zuerst entdeckt, wäre mir die Enttäuschung der durch den deutschen Titel fehlgeleiteten Erwartungen erspart geblieben. Der amerikanische Titel lautet etwas korrekter: "Transforming Aggression. Psychotherapy with the Difficult-to-Treat Patient". Das aus therapeutischen Erfahrungen, Selbstreflexionen, kollegialen Fachgesprächen, Biographien, wissenschaftlicher und belletristischer Literatur gewachsene Buch wendet sich an psychoanalytisch vorgebildete Leser, die bereit sind, ihre Praxis und ihre theoretischen Grundpositionen in Frage stellen zu lassen. Für solche Leser ist es eine sehr anregende, ja aufregende Lektüre, aus der sie wahrscheinlich ziemlich nachdenklich und bereichert hervorgehen.

Kurt Eberhard  (Dez. 2004)

 

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