Wenn jemand ein Buch über die psychopathologischen und psychotherapeutischen Implikationen der Bindungstheorie schreiben will, dann sollte er wie ihr Urheber, John Bowlby, als kinderpsychiatrischer Praktiker, Forscher und Lehrer tätig sein und wie jener die schwierige Balance zwischen psychoanalytischer Grundüberzeugung und anderen psychologischen Konzepten beherrschen. Alle diese Voraussetzungen erfüllt Karl Heinz Brisch, und deshalb ist seine Monographie über Bindungsstörungen das beste Lehrbuch über die Bindungstheorie, Bindungsstörungen und Bindungstherapie in deutscher Sprache. Es beginnt mit einer historischen Einführung und der Darstellung der bindungstheoretischen Grundannahmen, fährt fort mit einem psychopathologischen und einem psychotherapeutischen Kapitel und eröffnet dann in guter psychiatrischer Tradition ein großes kasuistisches Kapitel, weil Brisch erfahren hat, „daß Praktiker an klinischen Beispielen am meisten lernen.“ So ist es.
Kurt Eberhard (April 01)
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