FORUM: Internetzeitschrift des Landesverbandes für Kinder
in Adoptiv und Pflegefamilien S-H e.V. (KiAP) und der Arbeitsge-
meinschaft für Sozialberatung und Psychotherapie (AGSP)


 

Rezension / Jahrgang 2005

 



Christoph Möller (Hrsg.)

Drogenmissbrauch im Jugendalter

Ursachen und Auswirkungen

Vandenhoeck & Ruprecht, 2005

(209 Seiten, 19,90 Euro)

 

Dr. med. Christoph Möller, Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie, ist Leiter der Therapiestation »Teen Spirit Island« im Kinderkrankenhaus auf der Bult zu Hannover.

Sein Buch  »schlägt einen Bogen von den Grundlagen der Hirnforschung und der Pharmakologie hin zur Drogenabhängigkeit mit allen komorbiden Facetten. Dieser Bogen wird ermöglicht durch das Zusammenspiel unterschiedlicher Professionen, die ihre Felder zu dem Gesamtpuzzle zusammensetzen, mit dem man erst begreift, wie das Phänomen des Drogengebrauchs und -missbrauchs im Jugendalter zu verstehen und zu behandeln ist« (aus dem Vorwort von Prof. Dr. Schulte-Markwort)

»Der Drogenmissbrauch im Kindes- und Jugendalter kann nicht unabhängig von entwicklungspsychologischen Aspekten dieses Lebensabschnitts betrachtet werden. Durch den Drogenkonsum wird die Gehirnentwicklung und die psychosoziale Entwicklung gravierend beeinflusst. Bei vielen drogenabhängigen Jugendlichen finden sich in der Vorgeschichte schwere Traumatisierungen psychischer, physischer und sexueller Natur. Trauma und Drogenmissbrauch werden in der Literatur und der Behandlungspraxis häufig getrennt behandelt. Einem Drogenmissbrauch oder einer Abhängigkeit im Jugendalter liegt in der Regel eine schwere Grundstörung in Form seelischer Fehlentwicklungen oder komorbider Störungen zugrunde, was Auswirkungen auf die Behandlungspraxis hat. Die Thematik des Drogenmissbrauchs ist so komplex, dass es sinnvoll erschien, Fachleute für die jeweiligen Unterthemen zu gewinnen.« (aus dem Vorwort des Herausgebers)

Jene Fachleute sind in Wissenschaft und Praxis tätige Experten:

Lutz Ulrich Besser, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie und Kinder- und Jugendl.psychiatrie, ist Gründer und Ausbildungsleiter des Zentrums für Psychotraumatologie und Traumatherapie Niedersachsen (ZPTN) in Isernhagen bei Hannover.

Dr. Birger Dulz ist Oberarzt in der IV. Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie am Klinikum Nord/Ochsenzoll in Hamburg.

Dr. med. Nima Forouher ist Oberarzt an der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie am Zentrum für Psychosoz. Medizin im Univ.klinikum Hamburg-Eppendorf.

Prof. Dr. Dr. Dr. hc. mult. Heinz Häfner ist Leiter der Arbeitsgruppe Schizophrenieforschung am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim-

Prof. Dr. Dr. Gerald Hüther (s.a. Die Folgen traumatischer Kindheitserfahrungen..., Kinder brauchen Wurzeln, Neues vom Zappelphillipp) ist Professor für Neurobiologie an der Psychiatrischen Klinik der Universität Göttingen.

Prof. Dr. Wolfgang Poser, Arzt für Psychiatrie, Pharmakologie und Toxikologie - Klinische Pharmakologie, ist Oberarzt an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität Göttingen.

Prof. Dr. Udo Schneider ist stellvertr. Abteilungsleiter und Professor für Neurokognition an der Abteilung Klinische Psychiatrie und Psychotherapie an der Mediz. Hochschule Hannover.

Prof. Dr. Michael Schulte-Markwort (s.a. Kursbuch für Integrative Kinder- und Jugendpsychotherapie, Entwicklungspsychiatrie...) ist Direktor an der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychosomatik im Universitätsklinikum Hamburg- Eppendorf.

Dr. med. Annette Streeck-Fischer (s.a. Adoleszenz und Trauma, Körper, Seele, Trauma) ist Chefärztin der Abteilung Klinische Psychotherapie bei Kindern und Jugendlichen im Niedersächsischen Landeskrankenhaus Tiefenbrunn mit Lehrauftrag an der Universität Göttingen.

Prof. Dr. Rainer Thomasius ist Leiter des Bereichs Persönlichkeits- und Belastungsstörungen an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie im Univ.klinikum Hamburg-Eppendorf und Leiter der Drogenambulanz für Jugendliche und junge Erwachsene.

Dr. med. Amelie Welge ist Ärztin in der IV. Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie am Klinikum Nord/Ochsenzoll in Hamburg.

Ihre Beiträge können hier nicht ausführlich referiert werden, aber die Titel und Untertitel geben reichlich Hinweise auf Anspruch und Inhalt der sehr informativen Texte:

Rainer Thomasius: Drogenabhängigkeit bei Jugendlichen

  • Epidemiologie
  • Symptomatik
  • Komorbidität
  • Ätiologie und Pathogenese
  • Behandlung
  • Verlauf

Wolfgang Poser: Zur Pharmakologie der Jugenddrogen

  • Systematik der Suchtstoffe
  • von Jugendlichen bevorzugte Suchtstoffe
  • Zur generellen Suchtdisposition von Jugendlichen
  • Therapie von Suchtkrankheiten mit Arzneimitteln

Gerald Hüther: Kurzfristige Wirkungen und langfristige Folgen der Einnahme von Psychostimulanzien und Entaktogenen auf das sich entwickelnde Gehirn von Kindern und Jugendlichen

  • no drugs, no future .... eine hintergründige Einleitung
  • low social performance - high addictiv risc ... ein aufschlußreiches Experiment
  • Die akuten Wirkungen von Psychostimulanzien
  • Die langfristigen Folgen der Einnahme von Psychostimulanzien
  • Wirkungen und Auswirkungen der Einnahme von substituierten Amphetaminen
  • so what? ... Argumente und Ansatzpunkte für die Suchtprävention

Christoph Möller: Stationäre und ambulante Therapieangebote für drogenabhängige Jugendliche

  • Entwicklungspsychologische Aspekte
  • Der Konsum psychoaktiver Substanzen in der Adoleszenz
  • Komorbidität
  • Jugendliche und ihre Bezüge
  • Versorgungsstrukturen für drogenabhängige Jugendliche
  • Wie sollte ein therapeutisches Angebot für drogenmissbrauchende und -abhängige Jugendliche aussehen?
  • Die Therapiestation 'Teen Spirit Island'
  • Therapeutische Gestaltung der Station
  • Kooperationsnetzwerk für drogenabhängige Jugendliche

Amelie Welge, Birger Dulz, Nima Forouher: Borderline-Persönlichkeitsstörung und Drogenabhängigkeit bei Jugendlichen

  • Definition und Klassifikation
  • Überblick zur Borderline-Störung bei Jugendlichen
  • Substanz-Missbrauch und Drogenabhängigkeit bei Borderline-Störungen

Heinz Häfner: Cannabis- und Alkoholmissbrauch als Risikofaktoren für Ausbruch und Verlauf der Schizophrenie

  • Auslösung der Krankheit durch Substanzmissbrauch
  • Ergebnisse prospektiver Studien
  • Analyse der zeitlichen Abfolge von Missbrauch und Krankheit
  • Untersuchung, Stichproben, Methoden
  • Ergebnisse
  • Die Folgen von Alkhol- und Drogenmissbrauch im Verlauf der Schizophrenie

Lutz Ulrich Besser: Psychotraumata, Gehirn und Suchtentwicklung

  • Neuroplastizität
  • Traumata und die Folgen für Gehirn- und Persönlichkeitsentwicklung
  • Auf dem Weg in Abhängigkeit und Sucht
  • Komplexe Posttraumatische Belastungsstörung DESNOS
  • Folgen für Therapieverläufe
  • Traumazentrierte Psychotherapie heute

Annette Streeck-Fischer: Adoleszenz - Delinquenz, Drogenmissbrauch

  • Erstes Fallbeispiel
  • Zweites Fallbeispiel
  • Wege und Irrwege der Adoleszenz
  • Was ist normal, was ist krisenhaft?
  • Adoleszenz und Trauma - Sucht und Delinquenz als Selbsthilfemaßnahmen
  • Störungen in ihrer Selbstwahrnehmung und in der Wahrnehmung von anderen
  • Folgen für die Behandlung

Udo Schneider: Cannabisabhängigkeit bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen

  • Geschichtliche Aspekte
  • Epidemiologie
  • Neurobiologie und Pharmakologie von Cannabis und dem endogenen Cannabinoid-System
  • Diagnostik
  • Intoxikation
  • Entzugssyndrom
  • Cannabis-Psychose
  • flash-backs (Nachhallpsychosen)
  • amotivationales Syndrom
  • kognitive Funktionen
  • psychische Komorbidität
  • Angsterkrankungen und affektive Störungen
  • Konsum anderer Drogen
  • somatische Komorbidität
  • soziale Folgeschäden
  • Therapie

Bilanzierende Bewertung:
Die Arbeitsteilung der Autoren hat sich gelohnt. Ihre Referate ergänzen sich vorzüglich, und sogar dort, wo sie sich überlappen, tragen sie zur Vertiefung des Verständnisses bei. Sie sind auf hohem fachlichen Niveau und doch sehr lesbar geschrieben. Sie machen Schluß mit ideologischen Verharmlosungen sog. "weicher Drogen" und stellen vor allen Dingen die Zusammenhänge zu den komorbiden Störungen und zu den traumatisierenden Vorgeschichten her, die wir fast immer bei langjährig drogenabhängigen Jugendlichen finden. Auch die präventive und therapeutische Praxis kommt nicht zu kurz. Deshalb können wir uns dem Urteil Schulte-Markworts voll anschließen:
»Wer dieses Buch gelesen hat, wird die vielfältigen Ursachen der Drogenabhängigkeit im Jugendalter besser verstehen können, er wird den Jugendlichen besser erklären können, in welcher Form sie sich schädigen, und er wird Perspektiven aufzeigen können, wie ein Weg aus der Abhängigkeit aussehen kann. Ich wünsche dem Buch eine große Verbreitung und Nachfolger, damit ein Thema, das man zurzeit gar nicht weit genug verbreiten kann, den notwendigen Stellenwert erfährt - für eine bessere psychische und körperliche Gesundheit unserer Kinder.« (S. 11/12)

Kurt Eberhard  (Juni, 2005)

 

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