FORUM: Internetzeitschrift des Landesverbandes für Kinder
in Adoptiv und Pflegefamilien S-H e.V. (KiAP) und der Arbeitsge-
meinschaft für Sozialberatung und Psychotherapie (AGSP)


 

Rezension / Jahrgang 2004

 

Marco von Münchhausen & Waltraud Trageser

Die Metaphern-Kartei

Junfermannsche Verlagsbuchhandlung, 2004

(121 Blätter, 29,90 Euro)

 


In den 70er Jahren destillierten Richard Bandler und John Grinder aus der magisch-therapeutischen Praxis Milton H. Erickson's das Neurolinguistische Programmieren (NLP). In ihren Workshops spielen beispielhafte Geschichten, sogenannte Metaphern, eine die methodischen Grundprinzipien illustrierende Rolle. Marco von Münchhausen und Waltraud Trageser haben nun eine Kassette mit hundert solcher Geschichten herausgegeben, geordnet nach zentralen Begriffen des NLP.
     "Schon seit undenklichen Zeiten werden Geschichten erzählt und geliebt. Da man sich mit den Figuren identifizieren kann, eignen sich Geschichten gut, um Veränderungs- und Lernprozesse zu fördern und zu unterstützen. In diesem Sinne bedient sich auch NLP gerne des Erzählens von Metaphern - wie solche bedeutungsvollen Geschichten im NLP genannt werden.
     In diesem Set finden Sie eine Sammlung von 100 ernsten bis vergnüglichen Weisheitsgeschichten und Parabeln aus unterschiedlichen Kulturkreisen, geeignet für: Coaching -Training -Therapie. Sie können die Metaphern einfach genüßlich lesen und es Ihrer Phantasie überlassen, wann Sie eine bestimmte Geschichte erzählen würden und was für Sie die Botschaft ist.
     Für einen schnellen Zugriff auf spezielle Geschichten für einen bestimmten Kontext gibt es - neben dem einfachen Inhaltsverzeichnis - eine zweite Sortierung in Form einer Zuordnung nach NLP-Begrifflichkeiten. Unter jeder NLP-Rubrik finden Sie mehrere Geschichten, die in diese Rubrik passen, sowie eine mögliche Botschaft der Metapher für diesen Kontext und einen Vorschlag, wann man diese Geschichte erzählen könnte." (aus der Einleitung der Herausgeber)

Im folgenden werden fünf dieser Geschichten präsentiert:

M.30. Den besten Samen teilen
Thema: Eine systemische Entscheidung
Ein Farmer, dessen Mais auf der staatlichen Landwirtschaftsmesse immer den ersten Preis gewann, hatte die Angewohnheit, seine besten Samen mit allen Farmern der Nachbarschaft zu teilen. Als man ihn fragte, warum er das täte, sagte er: "Eigentlich liegt es in meinem ureigensten Interesse. Der Wind trägt die Pollen von einem Feld zum anderen. Wenn also meine Nachbarn minderwertigen Mais züchten, vermindert die Kreuzbestäubung auch die Qualität meines Kornes. Darum liegt mir daran, daß sie nur den allerbesten anpflanzen."«
(NLP-Kategorie: Ökologie / systemisches Denken)

M.34. Die Auslieferung
Thema: Fragliche Entscheidungshilfen
Der Befehlshaber der Besatzungstruppen sagte zum Bürgermeister eines Bergdorfes: "Wir wissen, daß ihr einen Verräter in eurem Dorf versteckt. Wenn ihr ihn nicht herausgebt, werden wir euch alle töten."
In der Tat versteckte sich in dem Dorf ein Mann, der von allen geliebt wurde. Aber das Wohlergehen des ganzen Dorfes stand auf dem Spiel. Tagelange Beratungen im Dorfrat führten zu keinem Entschluß. Also beschloß der Bürgermeister, die Angelegenheit mit dem Dorfgeistlichen zu beraten. Eine ganze Nacht lang suchten die beiden in der Schrift und stießen zuletzt auf einen passenden Text, der lautete: "Es ist besser, einer stirbt und das Volk wird gerettet."
Also übergab der Bürgermeister den unschuldigen Mann den Besatzungstruppen und bat ihn deswegen um Vergebung. Der Mann sagte: "Es ist nichts zu vergeben. Ich werde das Dorf nicht in Gefahr bringen. "Er wurde grausam gefoltert, bis seine Schreie im ganzen Dorf zu hören waren, und schließlich wurde er getötet.
Zwanzig Jahre später kam ein Prophet durch jenes Dorf, ging zu dem Bürgermeister und sagte: "Was habt ihr getan? Dieser Mann war von Gott ausersehen, der Retter dieses Landes zu werden. Und ihr habt ihn ausgeliefert, so daß er gefoltert und getötet wurde." "Was konnte ich tun?", wandte der Bürgermeister ein. "Der Priester und ich sahen in der Schrift nach und handelten entsprechend." "Das war euer Fehler", sagte der Prophet, "ihr saht in die Schrift. Ihr hättet auch in seine Augen sehen sollen."
(NLP-Kategorie: Wahrnehmung - Filter)

M.79. Ungleiche Ansichten
Thema: Sich selbst ein Urteil bilden / Fremdurteile
Es war einmal ein Adler, der hörte viel Positives von der Nachtigall und hätte gerne Gewißheit gehabt, ob alles auf Wahrheit beruhe. Darum schickte er den Pfau und die Lerche aus, sie sollten das Federkleid der Nachtigall betrachten und ihren Gesang belauschen. Als sie wiederkamen, sprach der Pfau: "Der Anblick ihres erbärmlichen Kittels hat mich so verdrossen, daß ich ihren Gesang gar nicht gehört habe.“ Die Lerche aber sprach:
"Ihr Gesang hat mich so entzückt, daß ich ganz vergaß, auf ihr Federkleid zu achten."
(NLP-Kategorie: Wahlmöglichkeiten)

M.80. Die Geschichte mit dem Hammer
Thema: Sich in etwas Negatives hineinsteigern
Ein Mann will ein Bild aufhängen. Den Nagel hat er, nicht aber den Hammer. Der Nachbar hat einen. Also beschließt unser Mann, hinüberzugehen und ihn auszuborgen. Doch da kommt ihm ein Zweifel: Was, wenn der Nachbar mir den Hammer nicht leihen will? Gestern schon grüßte er mich nur so flüchtig. Vielleicht war er in Eile. Aber vielleicht war die Eile nur vorgeschützt, und er hat etwas gegen mich. Und was? Ich habe ihm nichts angetan, der bildet sich da etwas ein. Wenn jemand von mir ein Werkzeug borgen wollte, ich gäbe es ihm sofort.
Und warum er nicht? Wie kann man einem Mitmenschen einen so einfachen Gefallen abschlagen? Leute wie dieser Kerl vergiften einem das Leben. Und dann bildet er sich noch ein, ich sei auf ihn angewiesen. Bloß weil er einen Hammer hat. Jetzt reicht's mir wirklich.
Und so stürmt er hinüber, läutet, der Nachbar öffnet, doch bevor er "Guten Tag" sagen kann, schreit ihn unser Mann an: "Behalten Sie Ihren Hammer, Sie Rüpel!"
(NLP-Kategorie: Sprache, Meta-, Milton-Modell, Unterbewußtsein)

M.85. Die Kneipentour
Thema: Exzessives Verhalten / Aufhören
Drei Freunde ziehen von Kneipe zu Kneipe und trinken dabei kräftig. Am Ende bleiben sie in einer Bar hängen und gießen nochmals reichlich nach. Schließlich kippt der eine wie in Zeitlupe vom Barhocker und bleibt regungslos auf dem Boden liegen. Einer der beiden auf dem Hocker sagt zum anderen: "Eins muß man dem Karl lassen. Der weiß, wann er aufhören muß.“
(NLP-Kategorie: Reframing)

Sowohl die NLP- Kategorien wie die thematischen Überschriften sind nur eingeweihten NLP-Enthusiasten verständlich, die Geschichten haben aber unabhängig davon ihren Eigenwert. Wir verwenden sie bspw. in der Psychotherapie und der Gruppensupervision. Sie helfen immer dann, wenn man etwas Typisches aufweisen, aber nicht theoretisieren will. Damit haben sie eine ganz ähnliche Funktion wie unsere Aphorismen und Fabeln, nur daß diese direkt aus und für die Praxis geschrieben wurden, während jene aus ganz unterschiedlichen Quellen der interkulturellen Erzähltradition stammen. Wir können sie wegen ihrer Vielfalt und Prägnanz für Psychotherapeuten, Psychologen, Pädagogen, Erzieher und Eltern nachdrücklich empfehlen.

Kurt Eberhard (Sep. 2004)

 

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